Donnerstag, 21. Februar 2013

Anthroposophie und Politik

Der folgende Artikel ist auf Bitte der Zeitschrift ANTROPOZÓFIA der Anthroposophischen Gesellschaft in Ungarn entstanden. Er wird in Übersetzung in der Oster-Ausgabe Mitte März 2013 erscheinen.  


“... Anthroposophie gefällt mir ganz gut, aber von
der Dreigliederung will ich nichts wissen ...”

1. Im Folgenden sei der Versuch gemacht, einige Gesichtspunkte zusammenzutragen, die den Begriff der Politik in ein solches Licht rücken, dass – aus anthroposophischer Perspektive – eine Orientierung gewonnen werden kann für ein wesensgemäßes politisches Handeln in den Herausforderungen im Zeitgeschehen. Denn ein solches Handeln aus Ideen und Impulsen, die in der Geisteswissenschaft wurzeln, ist nötig, sollen die Wege zur Gesundung der sozialen Verhältnisse in der Welt gefunden werden. Diese Wege aktiv zu betreten und initiativ zu gestalten bezeichnet das eigentliche Lebensfeld des Politischen. – Doch ist das im Selbstverständnis der anthroposophischen Bewegung noch keineswegs stark genug verankert.

Das ungeklärte Verhältnis zu diesem “sonderbaren Gebilde”, wie Rudolf Steiner die “Politik”einmal nannte, als er darauf hinwies, wie auch gerade in diesen Zweig des Lebens dasjenige eingeführt werden müsse, “was aus der Geisteswissenschaft folgt” [1], kann als einer der Hauptgründe dafür erkannt werden, dass der Impuls der Dreigliederung des sozialen Organismus im Ganzen der anthroposophischen Bewegung oder gar in der anthroposophischen Gesellschaft noch immer ein kümmerliches Dasein fristet. Die Begriffe der Dreigliederung werden wohl hie und da z.B. für die Gestaltungsfragen auf dem Felde des unternehmerischen Handelns herangezogen, aber im Sinne einer politisch zu erringenden gesellschaftlichen Gesamtalternative [2] blieb die Dreigliederungsidee ein Stiefkind.

Montag, 11. Februar 2013

Dante, der Papst und die Lebensfragen Europas heute

Der heute erfolgte Rücktritt Papst Benedikts XVI. – des Oberhauptes der katholischen Kirche – kann uns aufmerksam machen auf ein Kapitel "ungeschriebener Geschichte" (Karl Heyer), welches die Weichen über 700 Jahre in eine andere Richtung hätte stellen können, wenn es geschrieben worden wäre.

Darstellung Dantes auf Raffaels
Fresko "Disputa del Sacramento"
in den Stanza della Segnatura in den
apostolischen Gemächern im Vatikan
Es ist dies ein Hinweis, mit dem Rudolf Steiner einen Gedanken des englischen Schriftstellers Thomas Carlyle aufgreift, "daß aus Dingen heraus, die äußerlich wie ein Zufall oder gar als noch etwas anderes erscheinen, wie etwas, das nicht nach Wunsch der Menschen gegangen ist, doch etwas ungeheuer Großes [wie die "Göttliche Komödie" von Dante] entstanden ist." "Derjenige", sagt Rudolf Steiner, "der etwas von der Geisteswissenschaft nicht bloß in seine Theorie, sondern in sein Gemüt aufgenommen hat, der wird gerade bei dieser Stelle [wo Carlyle über dieses Schicksal Dantes und seiner Verbannung spricht] auf etwas aufmerksam werden können. [...] Die Menschheit verdankt die 'Göttliche Komödie' einem Geschicke von Dante, das sich Dante sicher nicht herbeigewünscht haben würde. [...] Diese Bemerkung", sagt Steiner "ist geistreich". Und viel Geistreiches konnte man auch heute hören, schon in den ersten Stunden, nachdem bekannt wurde, dass Benedikt zurückgetreten ist. – Also Carlyle war "ein sehr geistreicher Mann [...] aber er hat nichts gefühlt von dem", worauf Rudolf Steiner dabei aufmerksam wurde:
"Nehmen wir wirklich an, Dante hätte sein Ziel erreicht, wäre nicht entwurzelt worden in Florenz, wäre eines der Stadt- oder Kirchenhäupter geworden, was ziemlich verwandt ist in der öffentlichen Wirksamkeit. Da Dante - das werden Sie nach dem, was in der 'Göttlichen Komödie' vorliegt, zugeben - bedeutende Fähigkeiten hatte, wäre er ein bedeutender Lord Mayor geworden, er hätte etwas ungeheuer Bedeutendes dargestellt. Also die Geschichte würde ganz anders aussehen. Florenz hätte ein sehr bedeutendes Stadt- und Staatsoberhaupt gehabt. Ja, nicht nur das! Sondern denken Sie sich hinein in dieses Florenz, das von all den Räten nun verwaltet worden wäre mit den Fähigkeiten, die dann in die 'Göttliche Komödie' geflossen sind. Diese Verwaltung in einer so genialen Weise, sie würde bedeuten, daß viele, viele Kräfte, die da waren, unterbunden worden wären in ihrem geheimnisvollen Wirken. Es ist das allerdümmste, wenn behauptet wird, daß es nicht geniale Menschen in der Welt gäbe. Davon gibt es sehr viele. Sie gehen nur zugrunde, weil sie nicht erweckt werden. Wenn Dante Stadtoberhaupt geworden wäre, so hätte er auch einen Nachfolger gehabt, der sehr bedeutungsvoll gewesen wäre, und solche Nachfolger hätte er sieben gehabt. Just sieben Leute wären hintereinander gekommen - diese Dinge werden wir schon einmal begründen -, sieben bedeutende Leute hätten hintereinander als Oberhäupter von Florenz regiert. Etwas ganz Grandioses wäre entstanden, aber eine 'Göttliche Komödie' würde es nicht geben. Im Jahre 1265 ist Dante geboren. Wir leben jetzt in einer Zeit, wo wir, wenn alle diese sieben Leute dazumal in Florenz gewirkt hätten, in Florenz die Nachwirkungen noch immer spüren würden, denn sieben Jahrhunderte hätten sie gedauert! Sieben Jahrhunderte würden ganz anders verflossen sein, als sie verflossen sind. Das alles ist nicht geschehen. Die katholische Kirche ist noch da, aber die 'Göttliche Komödie' ist auch da." (Rudolf Steiner am 23. Oktober 1915, GA 254, S. 146f)

Freitag, 8. Februar 2013

Stiftung für Geisteswissenschaft und Dreigliederungsforschung e.V.


Am vergangenen Wochenende konnte in einem Rundbrief an einige Freunde in der Anthroposophischen Bewegung*, erstmals auf die Webseite der "Stiftung für Geisteswissenschaft und Dreigliederungsforschung e.V.", hingewiesen werden.


Diese Stiftung wurde am 1. Mai des vergangenen Jahres gegründet und ist auch die Erbin des Nachlasses von Wilfried Heidt (1941-2012), dessen Tod sich am 2. Februar zum ersten mal jährte. Der neue Arbeitsbereich – der noch zu seinen Lebzeiten von ihm mit vorbereitet wurde – steht nun in der Verantwortung, sein hinterlassenes Werk zu pflegen und auch für die zukünftigen Generationen fruchtbar zu machen.

Neben diesem Aufgabenfeld steht auch die Arbeit anderer Weggefährten, die in der vierzigjährigen Geschichte des Internationalen Kulturzentrums Achberg aus dem Impuls der Dreigliederung maßgeblich gewirkt haben, im Fokus.**

Nachdem wir im Vorfeld unserer diesjährigen Weihnachtstagung schon eine Dokumentation zur Arbeit an den Fragen der ››› Konstitution der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft auf der provisorischen Seite veröffentlicht hatten, konnten nun weitere Inhalte folgen, sodass jetzt auf die Adresse öffentlich hingewiesen werden kann: www.stiftung-gw3.de