Montag, 6. Oktober 2014

Denken als okkulte Kraft – statt Hellsehen

Der folgende Aufsatz ist ein Beitrag von Roland Tüscher in der Nr. 17/2014 der anthroposophischen Mitglieder-Korrespondenz "Ein Nachrichtenenblatt" der Initiative Entwicklungsrichtung Anthroposophie. Er erscheint hier als Gastbeitrag, da sein Inhalt Wesentliches, was auch zum geisteswissenschaftlichen Selbstverständnis dieses Blogs gehört, in pointierter Weise zur Sprache bringt.

***

„Unsere Aufgabe besteht heute darin, das Okkulte im Manas, im reinsten Element des Gedankens zu erfassen. Das Erfassen des Spirituellen in diesem feinsten Destillat des Gehirns ist die eigentliche Mission unserer Zeit. Diesen Gedanken so kraftvoll zu machen, dass er etwas von okkulter Kraft hat, das ist die uns gestellte Aufgabe, um unseren Platz für die Zukunft ausfüllen zu können.“[1]
Rudolf Steiner


Kopf der Mitglieder-Zietischrift "Ein Nachrichtenblatt"
1909 hält Rudolf Steiner einen Rückblick auf die ersten sieben Jahre Erarbeitung von Anthroposophie und fragt: „Welches ist die richtige Art, in der sich der Anthroposoph zur Geisteswissenschaft selber stellen kann?“[2] In einer relativistisch gewordenen Auffassung von Anthroposophie, wie sie sich heute ausbreitet, würde eine solche Fragestellung aus dem Munde jedes andern Anthroposophen wie eine Provokation klingen. Wer nimmt sich heraus, über die “richtige“ Art der Stellung zur Anthroposophie zu entscheiden? Das kann doch im Sinne “freilassender Offenheit“ nur jeder für sich selber tun?